Factoring
Factoring ist eine Finanzdienstleistung, bei der Unternehmen ihre offenen Forderungen (Rechnungen) an ein Factoring-Unternehmen verkaufen. Der Factoring-Anbieter zahlt dem Unternehmen einen Großteil des Rechnungsbetrags sofort aus, oft schon binnen weniger Tage. Dabei übernimmt er das Risiko von Forderungsausfällen. Das Factoring-Unternehmen kümmert sich dann um das Inkasso der offenen Forderungen und erhält dafür eine Gebühr.
Beteiligte beim Factoring
Beim Factoring sind stets drei Parteien vertreten:
Kreditor: Dies ist der Lieferant, der Rechnungen mit einem Zahlungsziel an seine Kunden versandt hat und diese Forderungen an einen Factoringanbieter abtritt.
Factor: Dies ist der Partner, der die offenen Forderungen ankauft.
Debitor: Bei dem Debitor handelt es sich um den Kunden, bzw. den Käufer, in diesem Fall auch Schuldner. Er hat etwas bei dem Kreditor erworben und eine entsprechende Rechnung erhalten. Diese Forderung hat er nach Verkauf nicht mehr beim Kreditor, sondern gegenüber dem Factor.
Gründe für Factoring
Es gibt verschiedene Gründe, die für Factoring sprechen:
Liquiditätseffekt: Die Abtretung von Forderungen an eine Factoringgesellschaft ermöglicht einen erheblichen Zugewinn an finanzieller Flexibilität. Selbst wenn Kunden noch nicht bezahlt haben, generiert diese Maßnahme Liquidität, die für die Bezahlung von Lieferanten, Investitionen oder Akquisitionen genutzt werden kann.
Kostenvorteile: Durch die sofortige Liquiditätserhöhung können Unternehmen längere Zahlungsziele für Kunden ermöglichen, ohne Liquiditätsverluste zu erleiden. Dies stärkt Kundenbeziehungen, eröffnet die Möglichkeit für Skonti und senkt Einkaufspreise durch schnellere Zahlungen an Lieferanten.
Flexibilität: Factoring bietet flexible Finanzierung, die sich an die Umsatzentwicklung anpasst. Der automatische Ankauf und Vorauszahlung offener Forderungen ermöglichen eine Anpassung der Finanzierung an die steigenden Umsätze, gleichen saisonale Schwankungen aus und unterstützen Wachstumspläne.
Arbeitsentlastung: Im Full-Service-Factoring übernimmt die Factoring-Gesellschaft das gesamte Debitorenmanagement, einschließlich Mahn- und Inkassowesen. Dies entlastet die Buchhaltung, reduziert Kosten und spart Zeit in der Forderungsbeitreibung.
Besseres Rating: Durch den Verkauf von Forderungen verbessert sich die Bilanzstruktur. Die Eigenkapitalquote steigt, wodurch Finanzkennzahlen und Kreditwürdigkeit des Unternehmens gestärkt wird.
Risikoabsicherung: Beim echten Factoring übernimmt die Factoring Gesellschaft 100 % Delkredereschutz, sichert somit Zahlungsausfallrisiken ab und hält das Unternehmen liquide.
Automatisierung: Factoring wird durch ein Kundenportal automatisiert, das einen aktuellen Überblick über das Zahlungsverhalten der Debitoren bietet. Automatisierte Datenaustauschprozesse sparen Zeit und Arbeit, während einfacher Zugriff und Einblick in geschäftliche Abwicklungen gewährleistet sind.
Funktionsweise des Factorings
Entstehung der Forderung: Ein Unternehmen generiert eine Forderung durch die Erbringung von Waren oder Dienstleistungen gegenüber einem Kunden.
Die Verität der Forderung, also deren Existenz und Abtretbarkeit, ist entscheidend für das Factoring.
Bonitätsprüfung: Neben der Verität der Forderung prüft der Factor die Bonität des Kunden, da er das Ausfallrisiko nach dem Forderungskauf trägt.
Verkauf der Forderung: Nach Bonitätsprüfung verkauft das Unternehmen die Forderung an den Factor, wobei das Debitorenmanagement an diesen übergeht.
Überweisung der Forderung: Innerhalb von 48 Stunden nach Forderungsabtretung überweist der Factor dem Unternehmen 80 – 90 % der Bruttoforderung, was die Liquidität steigert.
Einbringung der Forderung: Der Factor tritt an den Debitor heran und bringt die Forderungen ein, die zuvor vom Unternehmen verkauft wurden.
Zahlung der Rechnung: Nach erfolgreicher Einbringung überweist der Factor dem Unternehmen den ausstehenden Betrag der Forderungssumme, üblicherweise 10 – 20 % der Gesamtsumme.